Wie wirken sich Inflation und Nullzins auf dein Geld aus?
- Was ist Inflation?
- Was ist der Nullzins?
- Wie hängen Inflation und Nullzins zusammen?
- Wie wirken sich Inflation und Nullzins auf dich aus?
- Wie kannst du dich vor Inflation und Nullzins schützen?
Was ist Inflation?
Inflation ist eine anhaltende Erhöhung des Preisniveaus von Produkten und Dienstleistungen. Es ist aber nicht jede Preisschwankung von Produkten und Dienstleistungen gleich als Inflation zu bezeichnen. Das trifft erst zu, wenn sich die Preise für alle Waren kontinuierlich erhöhen.
Das Ergebnis von Inflation ist, dass Geld entwertet wird, also: Was ich mir vor zehn Jahren um 10 € kaufen konnte, kann ich mir heute mit 10 € nicht mehr leisten. Man spricht hier auch von einer Minderung der Kaufkraft.
Im Jahr 2018 hat die Inflation in Deutschland laut statistischem Bundesamt beispielsweise 1,8 % betragen.
Gründe für Inflation
Inflation kann durch verschiedene Umstände ausgelöst werden. Wir haben einige für dich aufgelistet:
- Kosten für Unternehmen verändern sich: Das kann zum Beispiel passieren, wenn Rohstoffe teurer werden oder Löhne sich erhöhen. Damit Unternehmen trotzdem noch genug Geld verdienen, geben sie die erhöhten Kosten an ihre Kunden weiter.
- Die Nachfrage ist größer als das Angebot, auch “Nachfrageinflation” genannt: Steigt die Nachfrage während die Produktion durch Anbieter nicht steigt, ist folglich die Nachfrage höher als das Angebot und die Preise steigen.
- Angebotsinflation: Von einer Angebotsinflation spricht man, wenn das Angebot niedriger ist als die Nachfrage weil nicht genug produziert werden kann (Unterproduktion). Auch hier ist ein Ungleichgewicht am Markt die Ursache für die Inflation, im Gegensatz zur Nachfrageinflation liegt der Grund aber bei dem zu geringen Angebot und nicht bei der hohen Nachfrage.
- Zentralbanken erhöhen die Geldmenge auf den Märkten: Mehr Geld im Markt bedeutet, dass mehr Geld ausgegeben werden kann und wo mehr Geld ausgegeben werden kann, steigt auch die Nachfrage. Wenn die Geldmenge stärker wächst als die Menge der zu verkaufenden Güter, dann steigen auch die Preise.
- Steigerung der Geldumlaufgeschwindigkeit: Die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes bezeichnet wie oft die vorhandene Geldmenge in einem bestimmten Zeitraum umgesetzt wird. Wenn sich diese Geschwindigkeit erhöht, wirkt sich das wie eine Erhöhung der Geldmenge aus (siehe den vorherigen Punkt).
Unterscheidung von Inflation nach ihrer Erkennbarkeit
Inflation kann außerdem danach unterschieden werden, wie erkennbar die Preissteigerung ist.
- Offene Inflation: Die Preissteigerung ist für alle offen erkennbar.
- Verdeckte Inflation: Die Preissteigerung ist nicht so einfach zu erkennen weil die Preise zwar gleich bleiben, aber dafür die Qualität der Güter und Dienstleistungen sinkt. In solchen Märkten etablieren sich oft Schwarzmärkte.
- Zurückgestaute Inflation: Auch hier ist die Preissteigerung nicht so einfach erkennbar weil staatliche Maßnahmen die Preise stabilisieren (z. B. durch Höchstpreise für bestimmte Güter). Man spricht von rückgestauter Inflation, weil die Inflation, sobald die staatlichen Maßnahmen außer Kraft gesetzt werden, ihre volle Wirkung entfalten.
Je nachdem, wie schnell bzw. stark die Inflation voranschreitet, kann man von schleichender (< 5 %), trabender, mittlerer und galoppierender Inflation sprechen (ja, wir sind auch etwas enttäuscht von der mittleren Inflation *Pferde-Emoji*). Bei extrem hoher Preissteigerung spricht man von einer Hyperinflation.
Wer kümmert sich um die Inflation?
Im EU-Raum hat die Europäische Zentralbank (EZB) den Auftrag für stabile Preise zu sorgen. Dafür stehen ihr verschiedene Finanzinstrumente zur Verfügung. Beispielsweise kann sie die Geldmenge im Markt erhöhen oder verringern. So soll die Inflationsrate zwischen ca. 0 und 2 % gehalten werden.
Wenn es 0 % Preissteigerung gibt, ist das zwar nett für Verbraucher, gleichzeitig spricht das aber dafür, dass die Wirtschaft nicht oder nur sehr wenig wächst. Das heißt, eine leichte Preissteigerung ist sogar erwünscht, soll aber 2 % nicht übersteigen, da 2 % für Haushalte noch wenig spürbar sind.
Ein bisschen Inflation ist außerdem gut für Staaten: Die meisten Staaten schieben einen großen Schuldenberg vor sich her – und auch dieser wird durch Inflation leicht entwertet. Länder fürchten außerdem, dass die Inflation so niedrig werden könnte, dass es zu einer Deflation kommt.
Was ist Deflation?
Deflation ist das Gegenteil von Inflation: Die Menge an Geld im Markt wird verknappt und die Menschen würden aufgrund von fallenden Preisen damit beginnen, weniger Geld auszugeben (wenn ein Auto nächste Woche vielleicht nur noch 90 % des heutigen Kaufpreises kostet, warum nicht warten?). Geben die Menschen allerdings kein Geld mehr aus, so erlahmt die Wirtschaft (z. B. weniger Verkäufe, weniger Umsätze, weniger Arbeitsplätze, niedrigere Lebensstandards). Sehr Ernst wurde die Deflation in Japan in den 90er Jahren.
Verglichen mit der Deflation ist die Inflation somit das kleinere Übel für Länder. Als Verbraucher können wir mit Inflation ganz gut leben. Wenn wir unser Geld investieren, müssen wir aber darauf achten, dass wir mehr Geld durch Zinsen bekommen als wir durch die Inflation verlieren. Hier kommen wir zu unserem zweiten Thema, dem Nullzins, der uns genau daran hindern kann.
Was ist der Nullzins?
Mit “Nullzins” beschreibt man die aktuell sehr niedrigen bis nicht vorhandenen Zinsen, die man als Anleger bekommt. Dem zugrunde liegt der Leitzins von Zentralbanken. Aber von vorne:
Aktuell verfolgt die Europäische Zentralbank (EZB) eine Niedrigzinspolitik. Neben der EZB existieren natürlich noch verschiedene andere Zentralbanken wie zum Beispiel die FED in den USA oder die Bank of England. Allen diesen Zentralbanken stehen verschiedene Instrumente zur Verfügung, um das allgemeine Zinsniveau in ihrem Währungsraum zu beeinflussen.
Von einer Niedrigzinspolitik spricht man, wenn eine Zentralbank versucht, das allgemeine Niveau der Zinsen niedrig zu halten oder zu senken. Das wichtigste Instrument ist hier der Leitzins.
Der Leitzins ist der von der Zentralbank festgelegte Zinssatz, zu dem sie mit den ihr angeschlossenen Kreditinstituten Geschäfte macht. An diesem Zinssatz orientieren sich dann diese Kreditinstitute wenn sie ihre eigenen Zinsen für Haushalte und Unternehmen festlegen. Wenn der Leitzins also niedrig ist, können Kreditinstitute Geld günstig leihen und können es auch günstig verleihen. Das drückt sich dann in sehr niedrigen Kreditraten aus und Menschen und Unternehmen können mehr investieren und dadurch die Konjunktur ankurbeln.
Werden die Marktzinsen durch die Zinspolitik nahe oder genau bei Null gehalten, spricht man von Nullzinspolitik. Liegt der Leitzins unter Null, werden die Begriffe Negativzinspolitik oder Minuszinspoltik verwendet.
Niedrige Zinsen klingen erstmal ganz gut, haben aber Schattenseiten, denn: Wenn Kredite günstig sind, dann gibt es auch weniger Zinsen für Sparbücher, Tagesgeld und andere Formen des Sparens. Und hier wird es knifflig!
Wie hängen Inflation und Nullzins zusammen?
Kurz zusammengefasst: Inflation bedeutet, dass unser Geld langsam entwertet wird und wir uns für 100 €, die wir heute verdienen, in 10 Jahren wahrscheinlich weniger kaufen können als heute. Wir müssen unser Geld daher gut anlegen wenn wir wollen, dass es auch in 10 Jahren nicht an Wert verloren hat – im besten Fall soll es sogar mehr wert sein als heute (indem wir mehr Zinsen bekommen als wir durch die Inflation wieder verlieren).
Gleichzeitig führt die aktuelle Niedrigzinspolitik der EZB dazu, dass wir für unser Geld mit traditionellen Sparformen wie Tagesgeld und Sparbuch nur sehr wenig Zinsen bekommen. Laut EZB gibt es im Euroraum aktuell unter 0,5 % Zinsen (hier geht es zu den offiziellen Zahlen der EZB). Gleichzeitig beträgt die Inflation aktuell in Deutschland ca. 1,8 % (Daten des Deutschen Statistischen Bundesamts). Legen wir unser Geld also in einem Sparbuch mit 0,5 % Zinsen an, dann gleichen wir damit nicht einmal die Inflation aus und verlieren dabei Geld.
Aus diesem Grund ist es wichtig, Geld so anzulegen, dass es zumindest die Inflation ausgleicht und im besten Fall sogar noch gute Zinsen abwirft.
Wie wirken sich Nullzins und Inflation auf dich aus?
Das hängt hauptsächlich davon ab, ob du Geld gespart hast oder ob du Schulden hast. Falls du Schulden hast freust du dich natürlich über geringe Zinsen denn es sinkt der reale Wert deiner Schulden durch die Inflation. Die Kombination aus Nullzins und Inflation können dir also helfen deine Schulden abzubauen.
Falls du Geld gespart hast und keine Schulden hast ist es leider genau umgekehrt. Du bekommst kaum noch Zinsen auf dein Erspartes. Gleichzeitig sinkt der reale Wert deines Geldes kontinuierlich. Solange du dein Geld niedrig verzinst anlegst, verlierst du Geld.
Wie kannst du dich vor Nullzins und Inflation schützen?
Der einzige Weg ist aktuell sich von traditionellen Anlageformen wie dem Sparbuch oder Tagesgeld zu verabschieden. Im Vergleich zu vielen anderen Ländern hängen die Deutschen sehr stark am klassischen Sparbuch. Rechnet man genauer nach, sind diese Sparformen aber nicht mehr angemessen für die heutigen Herausforderungen des Marktes.
Viele denken beim Sparbuch an Sicherheit und verteufeln andere Investments als spekulativ oder haben Angst davor, ihr Geld zu verlieren. Tatsächlich ist es aber so, dass man mit einem Sparbuch mit durchschnittlicher Verzinsung von 0,5 % durch Inflation (aktuell ca. 1,8 %) und die damit einhergehende Geldentwertung Geld verliert.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Geld anzulegen, ohne der Inflation zum Opfer zu fallen oder hohe Risiken einzugehen. Hier sind ein paar Beispiele:
- Fondssparen: Der einfachste Weg um kontinuierlich Vermögen aufzubauen. Hierzu liest du am besten in unserem Artikel nach, wie du Fondssparen für dich nutzen kannst Fondssparen einfach erklärt.
- Direkte Anlage in Fonds und ETFs ohne Sparplan: Hier kannst du dich über aktive Fonds und passive ETFs informieren.
- Anlage in Aktien: Natürlich kannst du auch direkt in Aktien investieren. Allerdings solltest du dich vorher ein wenig informieren. Ein guter Einstieg ist immer noch der Klassiker “The Intelligent Investor” von Benjamin Graham.
- Dividendenfonds: Du hättest gerne regelmäßige Ausschüttungen, wie Zinsen, auf dein Konto? Bei vielen Aktien erhältst du jährlich eine Ausschüttung aus den Gewinnen des Unternehmens. Sogenannte Dividendenfonds investieren hauptsächlich in Unternehmen, die sehr regelmäßig hohe Dividenden ausschütten. Dadurch können dir diese Fonds jährlich Geld ausschütten. In der Regel kannst du hier 2-4 % Ausschüttung pro Jahr erwarten. Die Wertsteigerung der Aktien kommt selbstverständlich noch zusätzlich dazu. 🙂 Hier findest du eine Übersicht über günstige passive Dividenden ETFs: https://www.justetf.com/de/how-to/dividend-etfs-world.html.
Unser Fazit
Inflation und Nullzinsen sind teilweise recht schwierige Themen für die man ein sehr gutes Verständnis von Marktwirtschaftlichen Prozessen etc. benötigt um sie im Detail zu verstehen. Wichtig ist zu wissen, wie man sich gegen Geldentwertung durch Inflation schützen kann und welche Formen der Geldanlage man aufgrund der aktuellen Niedrigzinspolitik am besten meidet.
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